"Neben Hilfe braucht es auch eine Veränderung der Strukturen"
"In der Ära Schönborn war DAS Highlight aus KA-Sicht sicher das Ökumenische Sozialwort", stellt Reinhard Bödenauer im Editorial des aktuellen Newsletters der Katholischen Aktion der Erzdiözese Wien fest. Das Sozialwort sei für uns immer noch wichtig und inspirierend, weil viele dieser Themen in den letzten 10 Jahren durch Enzykliken von Papst Franziskus - besonders Laudato si und Fratelli tutti - bestärkt worden seien.
Ausgehend vom Sozialwort gab vor 20 Jahren die KA Wien einen Folder zum christlichen Engagement in der Gesellschaft heraus. "Wenn ich mir das heute durchlese, muss ich sagen, dass wir das jetzt - leider - genauso wieder abdrucken könnten. Die 10 Orientierungspunkte - von 'Sozialen Zusammenhalt
fördern und sichern' über 'Armut bekämpfen' und 'Zusammenleben in der Gemeinde' bis zu 'Lernorte für Friedensfragen' sind weiter aktuell bzw. noch aktueller als damals. Einzig die Klimakrise war damals noch nicht so brisant."
"Und trotzdem tun wir uns leider als Christinnen und Christen noch immer schwer mit dem Engagement in der Gesellschaft. Dabei meine ich gar nicht, dass man in die Politik einsteigt. Aber es gibt so viele andere Möglichkeiten. Ich habe zum Beispiel neben meinem pfarrlichen Engagement jahrzehntelang in der Gewerkschaft versucht, vieles für die Menschen in der Arbeitswelt zu verbessern. Geleitet von meinem christlichen Weltbild.
Es ist gut, wenn wir Menschen helfen, durch verschiedenste karitative Aktivitäten. Aber wir dürfen dabei nicht stehen bleiben. Neben Hilfe braucht es auch eine Veränderung der Strukturen.
Aber Pfarre muss ein Ort sein, wo Menschen die Basis für ihr christliches gesellschaftliches Engagement bekommen. Wo sie demokratische Prozesse kennenlernen, wo sie lernen, wie man miteinander bei verschiedenen Themen ringt, aber dann doch Kompromisse erzielt. Wo sie Menschen aus ärmeren Gesellschaftsschichten kennen lernen, um deren Lebenssituation besser verstehen zu können und sich für sie einsetzen. Wo sie erfahren, wie wichtig es ist, das Gemeinsame über das Trennende zu stellen und vieles mehr. Nur so wird unsere Gesellschaft demokratisch, solidarisch und menschlich bleiben."
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Katholische Aktion der Erzdiözese Wien
(ps/21.1.2025)