Katholische Arbeitnehmer: "Pflege- und Sorgearbeit aufwerten"
„Existenzsicherung, Respekt und Wertschätzung, sowie ein verantwortungsvoller Umgang mit den Ressourcen dieser Erde“, das sind für die KABÖ Vorsitzende Anna Wall-Strasser die wichtigen Säulen einer menschenwürdigen Arbeit. Doch für Wall-Strasser ist die Realität auch in Österreich für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ernüchternd, denn der Druck am Arbeitsplatz ist hoch, für viele Menschen sind die Anforderungen der immer wieder zitierten offenen Stellen zeitlich, körperlich und psychisch nicht zu schaffen. „Das hat nichts mit Arbeitsunwilligkeit zu tun. Wer das unterstellt sollte sich fragen, unter welchen Bedingungen und um welchen Lohn er oder sie selbst bereit wäre, das zu tun was von anderen selbstverständlich verlangt wird“, weist Karl Immervoll, KABÖ Bundesseelsorger einmal mehr das ewige Schlechtmachen von arbeitslosen Menschen zurück.
Fokus auf Pflege- und Sorgearbeit
Unter besonders schwierigen Bedingungen arbeiten derzeit die Menschen in Pflege- und Sozialberufen. Arbeitsverdichtung, hohe Verantwortung bei wenig Mitsprache, niedrige Löhne und belastende Personalschlüssel bringen viele Care-Arbeiter*innen, meist Frauen, an den Rand ihrer Kräfte. Krankheit und frühzeitiger Ausstieg aus dem Beruf sind die Folge – dabei haben viele diesen Beruf aus tiefster Überzeugung und im Bewusstsein der gesellschaftlichen Notwendigkeit gewählt. „Es fehlt an allen Ecken und Enden, wir wissen oft nicht mehr, wo wir als erstes anfangen sollen“, klagt eine Mitarbeiterin in einem Altenheim. „Es braucht rasche Veränderung, Wertschätzung durch kürzere Arbeitszeiten und höhere Löhne. So halten wir das nicht mehr lange durch!“
Freecards, Aktionen, Pressegespräch, Gottesdienste in ganz Österreich
Am 7. Oktober, dem Welttag für menschenwürdige Arbeit, besuchen daher KAB-Aktivistinnen und Aktivisten und Betriebsseelsorger*innen Menschen an ihrem Arbeitsplatz. Heuer, im inzwischen schon zweiten „Corona-Jahr“, liegt der Fokus auf Pflege- und Sorgearbeit, zusammengefasst unter dem Begriff CARE. Daher besucht etwa die KAB Oberösterreich Menschen an ihrem Arbeitsplatz in Alten- und Pflegeheimen, Krankenhäusern, Kindergärten und Betreuungseinrichtungen für Schulkinder. Mittels Spruchkarte und Sackerlklammer als kleinem Geschenk, wird kommuniziert, dass es Zusammenhalt braucht im Einsatz für gute Arbeitsbedingungen. (https://www.dioezese-linz.at/site/menscharbeit/menschen)
Die KAB Steiermark wiederum lädt bereits am 6.10. um 10 Uhr in Graz zu einem Pressegespräch mit der Sprecherin der IG 24, das ist die Interessengemeinschaft der 24h-Betreuer*innen, und einem Agenturbetreiber. Dabei sollen die bestehende Situation eingehend beleuchtet und notwendige Reformvorschläge sichtbar gemacht werden.
Die KAB Steiermark beschäftigt sich schon seit längerer Zeit mit dem Thema „Pflege in Würde“ und den Arbeitsbedingungen für Menschen, die hauptamtlich oder im familiären Kontext pflegerische Tätigkeiten durchführen. In der Öffentlichkeit wird immer wieder die Notwendigkeit einer umfassenden Pflegereform diskutiert, leider kommt diese nur schleppend voran. Die Katholische ArbeitnehmerInnen Bewegung hat sich anlässlich des Tages der menschenwürdigen Arbeit zur Aufgabe gemacht, sich mit der Problematik der Arbeitsbedingungen und der geringen Entlohnung in der 24 Stunden Pflege auseinander zu setzen und hier von Seiten der Politik dringende Reformen einzufordern. (https://kab.graz-seckau.at/einrichtung/198/aktuelles/article/32215.html)
„Pflege- und Sorgearbeit muss aufgewertet werden, und das muss sich sowohl in angemessener Bezahlung, als auch in beziehungs- und familienfreundlichen Arbeitsbedingungen niederschlagen“, wird Wall-Strasser nicht müde zu betonen. Um hier den Druck nach einem fairen Lohn und tatsächlich menschlichen Arbeitsbedingungen zu bündeln, schloss sich die KAB der österreichweiten Initiative „Mehr für Care!“ an, die u.a. für eine bessere finanzielle Ausstattung dieses Bereichs eintritt (https://mehr-fuer-care.at/). (5.10.2021)